Individualität
Homöopathie
Auszüge aus
"Die Reise einer Krankheit"
von
Dr. Mohinder Singh Jus
(S. 39 ff.) Individuum
(S. 43 ff.) "Ich" und "Mein"
Wichtig
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Je seltsamer das Symptom eines Patienten ist, umso aussergewöhnlicher und individueller ist es.
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Die allgemeinen Krankheitssymptome haben für den Homöopathen bei der Individualisation keinen eigentlich Wert. Es ist sehr wichtig, die besonderen Reaktionen des Patienten herauszufinden.
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Modalitäten (= besser, schlechter z. B Wärme, Kälte) sind bei jeder Krankheit sehr wichtig, vor allem in Akutfällen. Sie charakterisieren das Individuum in seinem Leiden.
"Ich" und "Mein"
Die Natur hat uns dieses wunderbare Leben geschenkt. Alles ist bereits fertiggestellt, die Seele lebt in einem wunderschönen Haus, auf dass wir diesen Segen pflegen.
Der Mensch ist wie andere Lebewesen auch eine Mischung aus Seele („Ich“) und Körper („Mein“). Im täglichen Leben weisen wir ständig auf diese Identitäten hin.
Auch wenn wir krank sind, beschreiben wir unser Krankheitsbild auf diese Weise. Ein Patient sagt: „Mein Kopf schmerzt und meine Beine sind schwer, aber ich fühle mich ruhig und friedlich.“ Wiederholt verwenden wir „Ich“ und „Mein“.
Alles, was wir berühren und betasten, ist der Körper, aber sind wir uns im Klaren darüber, dass wir „Ich“ nie werden berühren können?
Nur mit einem freundlichen, liebevollen Wort oder einem Zeichen unseres guten Willens und unserer Lieblichkeit lässt es sich berühren.
Dies deutet auf das Vorhandensein einer dynamischen Existenz hin, die sich nicht betasten oder röntgen lässt und unter keiner modernen Maschine zu erkennen ist.
Die Seele kann nur durch Seele wahrgenommen und berührt werden.
Individuum
Die Homöopathie betrachtet und behandelt jeden Patienten als Individuum. Der Kranke muss sein Befinden, seine Symptome beschreiben, es muss sich herauskristallisieren, wodurch „sein“ Durchfall sich charakterisiert, was ihn von einem anderen Patienten mit Durchfall unterscheidet (= individuelle Auslöser, Symptome und Modalitäten). Daher braucht jeder Patient eine Arznei, die individuell auf ihn abgestimmt ist. Für die Mittelverschreibung spielt die Diagnose keine direkte Rolle. Je seltsamer und komischer ein Symptom ist, desto wertvoller ist es für den Homöopathen. Die eigentümlichen, individuellen Symptome des Patienten müssen aufgenommen werden.

Körperliche und geistige Eigenheiten
Nicht nur die körperlichen Merkmale sind individuell verschieden, sondern auch die geistige Anlage und die Reaktionen jedes Menschen. Jeder von uns hat eigene Wünsche und Abneigungen.
Wenn wir die verschiedenen Arten von Menschen im Normalzustand erkennen und annehmen können, haben wir keine Mühe mit der Beobachtung ihrer Besonderheiten im Krankheitsfall.
Die Individualisation ist nicht nur massgebend für die Wahl des Heilmittels, sondern auch für die Wahl der Potenz.

Mitfliessen (im Flow sein)
Zum Beispiel sollte man bei überempfindlichen Patienten, die auf leichtesteTemperaturschwankungen,
Mondphasen wie auch auf die täglichen Lebensprobleme übermässig reagieren, die Anwendung sehr hoher Potenzen vermeiden.
Individuelle Beratung während der homöopathischen Behandlung im Allgemeinen und während der homöopathischen Verschlimmerung im Besonderen spielt eine wichtige Rolle.
Eine sorgfältige homöopathische Behandlung und eine individuelle Familienberatung sind notwendig. Einfach ein Mittel zu verschreiben, ist nur die Hälfte der übernommenen Verantwortung.
Mit jedem Patienten soll man gefühlsmässig mitfliessen entsprechend der Art, wie er auf unsere Fragen reagiert.
Auch die Diät und zusätzliche Behandlungen müssen individuell verordnet werden.

